In Essen hat ein 41-jähriger Mann am vergangenen Samstag zwei Wohnhäuser in Brand gesetzt und anschließend Geschäfte angegriffen. Bei den Taten wurden 31 Menschen verletzt, darunter zwei Kleinkinder lebensgefährlich. Der mutmaßliche Täter, der nach Aussagen von NRW-Innenminister Herbert Reul die Trennung von seiner Frau nicht verkraftet hatte, wurde von der Polizei festgenommen. Am Sonntag erließ das Amtsgericht Essen einen Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung und versuchten Mordes.
Nach ersten Erkenntnissen setzte der Mann die Brände gezielt in Mehrfamilienhäusern in den Essener Stadtteilen Altenessen und Stoppenberg, in denen Menschen lebten, die er als Unterstützer seiner Ex-Frau ansah. Gegen 17 Uhr entzündete er mit einem Brandbeschleuniger die ersten Flammen, die sich rasch ausbreiteten und die Bewohner in den oberen Stockwerken einschlossen. Viele Betroffene, darunter auch Kinder, konnten das Gebäude nicht mehr über die Treppenhäuser verlassen und mussten von der Feuerwehr über Leitern gerettet werden. Dramatische Szenen spielten sich ab, als Eltern verzweifelt versuchten, ihre Kinder vor den Flammen zu retten und aus den Fenstern reichten. Ein Feuerwehrsprecher beschrieb die Lage als „dramatisch“ und hob hervor, dass Nachbarn noch vor dem Eintreffen der Einsatzkräfte Bauleitern an die Häuser stellten, die jedoch zu kurz waren, um die eingeschlossenen Personen zu erreichen.
Durch den dichten Brandrauch erlitten insgesamt 31 Menschen schwere Verletzungen, darunter auch acht Kinder. Zwei Kleinkinder, im Alter von zwei und vier Jahren, befinden sich nach wie vor in Lebensgefahr und wurden zur Spezialbehandlung in Kliniken geflogen. Weitere 19 Menschen wurden beim zweiten Brand verletzt, von denen elf schwer, jedoch nicht lebensbedrohlich, verletzt sind. Die Rettungsmaßnahmen der Feuerwehr gestalteten sich aufgrund der heftigen Rauchentwicklung besonders schwierig. In der Spitze waren rund 160 Einsatzkräfte vor Ort, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen und die Bewohner zu evakuieren.
Nach den Brandanschlägen eskalierte die Situation weiter: Der Mann setzte sich in einen Lieferwagen und fuhr gezielt in zwei arabische Lebensmittelgeschäfte. Dort zerstörte er die Glasfronten und bedrohte Passanten mit einer Machete und einem Messer. Mehrere Männer, die vor Ort waren, reagierten geistesgegenwärtig und konnten den Amokläufer mit Schaufeln und Stangen abdrängen und in einen Hinterhof treiben. Auf einem Video ist zu sehen, wie die Männer den Angreifer bis zum Eintreffen der Polizei in Schach hielten. Anschließend wurde der 41-Jährige festgenommen.
Der Anwalt des Tatverdächtigen erklärte gegenüber der Presse, dass sein Mandant kein politisches Motiv gehabt habe, sondern sich um eine reine Familientragödie handelte. Der Mann habe nach der Trennung von seiner Ehefrau die Fassung verloren und möglicherweise unter einer psychischen Störung gelitten. Innenminister Herbert Reul äußerte sich betroffen und sagte, es sei „das Werk eines Mannes, der möglicherweise die Trennung seiner Ex-Frau nicht verkraftet hat“. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen fügte hinzu, dass es sich offenbar um eine gezielte Tat mit familiärem Hintergrund handelte. Besonders erschütternd sei, dass dabei auch das Leben kleiner Kinder gefährdet wurde.
Die Stadt Essen steht noch unter Schock, und die Ermittlungen dauern an. Viele Fragen sind noch offen, unter anderem, wie es zu diesem Amoklauf kommen konnte und welche Maßnahmen getroffen werden können, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern.