Am Freitagabend ereignete sich in Stadt Solingen ein verheerender Messerangriff, der das ganze Land erschütterte. Drei Menschen verloren ihr Leben, acht weitere wurden schwer verletzt. Der Angriff ereignete sich während eines Stadtfestes, das von zahlreichen Menschen besucht wurde. Die Ereignisse der folgenden Tage waren geprägt von intensiven Ermittlungen, einer groß angelegten Fahndung nach dem Täter und öffentlichen Trauerbekundungen. Die Polizei stufte das Verbrechen wegen des zielgerichteten Vorgehens des Täters als Anschlag ein – und nicht etwa als Amoklage. Gleichwohl sprechen die Behörden bislang nicht von einem Terroranschlag.
Freitag:
Am Abend verwandelte sich das fröhliche Stadtfest in Solingen in ein Szenario des Schreckens. Hunderte Menschen hatten sich in der belebten Innenstadt versammelt, um gemeinsam das Fest zu feiern, als plötzlich ein Mann mit einem Messer auf die Besucher losging. Der Täter, der bisher unbehelligt unter den Feiernden gewirkt hatte, zog gegen 21 Uhr ein Messer und stach wahllos auf Menschen ein. Augenzeugen berichten von chaotischen Szenen: Menschen rannten in Panik auseinander, während Schreie die den Platz erfüllten. Drei Menschen erlagen noch am Tatort ihren schweren Verletzungen. Bei den Getöteten handle es sich um eine Frau (56) und zwei Männer (67,56). Acht weitere Menschen wurden verletzt, 4 davon schwer.
Die Polizei traf innerhalb kürzester Zeit am Tatort ein, doch der Täter konnte im Trubel der Flucht entkommen. Trotz des schnellen Einsatzes gelang es den Einsatzkräften nicht, den Angreifer sofort zu stellen. Der Tatort wurde umgehend weiträumig abgesperrt, und erste Rettungskräfte kümmerten sich um die Verletzten. Die Stille, die sich nach der anfänglichen Panik über die Szene legte, war von einer tiefen Erschütterung geprägt.
Samstag
Der Tag nach dem Anschlag begann mit tiefer Bestürzung in Solingen und darüber hinaus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich am frühen Morgen in einer Erklärung erschüttert und sprach von einer Tat, die das ganze Land grundlegend erschüttert habe. Er rief die Bevölkerung zur Solidarität und zum Zusammenhalt gegen Hass und Gewalt auf und betonte die Notwendigkeit, den Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Ähnlich betroffen äußerte sich CDU-Chef Friedrich Merz, der den Anschlag als „barbarische Gewalt“ bezeichnete, die „uns mitten ins Herz trifft“.
Währenddessen intensivierten sich die Ermittlungen der Polizei. In den frühen Morgenstunden kam es zu einer ersten Festnahme, bei der ein junger Mann in Solingen verhaftet wurde. Die Ermittler betonten jedoch, dass es sich bei dem Festgenommenen nicht um den Täter des Messerangriffs handele. Der Verdächtige, ein 15-jähriger Jugendlicher, wurde beschuldigt, im Vorfeld von der Tat gewusst zu haben, ohne die Behörden zu informieren. Trotz dieser ersten Festnahme blieb der tatsächliche Täter weiterhin auf der Flucht, was die Anspannung in der Stadt erhöhte.
Gegen Mittag konnte die Polizei die mutmaßliche Tatwaffe sicherstellen, ein Messer, das etwa 200 Meter vom Tatort entfernt gefunden wurde. Dieser Fund ermöglichte es den Ermittlern, den Tathergang weiter zu rekonstruieren und möglicherweise weitere Hinweise auf den Täter zu finden. In der Umgebung des Tatorts, insbesondere in der Nähe der Bühne, wo der Angriff stattgefunden hatte, wurden umfangreiche Spurensicherungsmaßnahmen durchgeführt. Die Feuerwehr errichtete Zelte, um die Tatorte vor neugierigen Blicken zu schützen und die Arbeit der Ermittler zu erleichtern. Im Zuge der laufenden Ermittlungen richtete die Polizei zudem ein Hinweisportal ein, um sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung zu sammeln. Die Sonderkommission, die zur Aufklärung des Anschlags eingesetzt wurde, bestand zu diesem Zeitpunkt bereits aus 250 Beamten, die rund um die Uhr an der Aufklärung des Verbrechens arbeiteten.
Der Schock über den Angriff führte auch zu unmittelbaren Konsequenzen in den Nachbarstädten. In Hilden und Haan, die nur wenige Kilometer von Solingen entfernt liegen, wurden alle geplanten Veranstaltungen für das Wochenende aus Sicherheitsgründen abgesagt. In Hilden war ein „Fest der Kulturen“ geplant, während in Haan ein Weinfest stattfinden sollte. Die Bürgermeisterin von Haan, Bettina Warnecke, erklärte, dass die Entscheidung auch aufgrund der weiterhin unsicheren Lage getroffen wurde, da der Täter noch auf freiem Fuß war. Parallel dazu begann auch die Fußball-Bundesliga, auf den Anschlag zu reagieren. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) empfahl den Mannschaften, am Samstag in den Partien mit Trauerflor aufzulaufen. Diese Geste sollte ein Zeichen der Solidarität mit den Opfern und deren Familien setzen. In Dortmund, wo am Abend das Spiel zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt stattfand, gedachten die Fans der Opfer vor Spielbeginn.
Am Nachmittag traten Polizei und Generalstaatsanwalt vor die Presse, um über den aktuellen Stand der Ermittlungen zu informieren. In der Pressekonferenz betonte der leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers, dass derzeit kein anderes Motiv als Terrorismus für den Angriff ersichtlich sei. Er bestätigte zudem, dass die Ermittler mehrere Messer sichergestellt hatten, darunter auch die mutmaßliche Tatwaffe. Ein Zeuge hatte zudem berichtet, dass der Täter während des Angriffs laut „Allahu Akbar“ gerufen habe, was auf ein islamistisches Motiv hindeuten könnte. Trotz dieser Hinweise gab es zu diesem Zeitpunkt noch kein klares Bild des Täters, das für Fahndungszwecke verwendet werden konnte. Die Polizei rief die Bevölkerung dazu auf, weiterhin wachsam zu bleiben und verdächtige Beobachtungen zu melden.
Im Laufe des Samstags gab es Fortschritte in den Ermittlungen. Die Polizei konnte bestätigen, dass es im Zuge der laufenden Ermittlungen zu einer weiteren Festnahme gekommen war. Ein Verdächtiger wurde in einer Flüchtlingsunterkunft in Solingen verhaftet. Dieser Mann stand nach Aussagen der Ermittler in Verbindung mit der Tat, genauere Details über seine Identität oder Rolle bei dem Angriff wurden jedoch zunächst nicht bekannt gegeben. In den Abendstunden versammelten sich Hunderte Menschen in der Solinger Fußgängerzone, um der Opfer des Anschlags zu gedenken. In einer Andacht beteten die Anwesenden für die Verstorbenen und die Verletzten. Diese spontane Gedenkveranstaltung zeigte die tiefe Betroffenheit der Bevölkerung und die Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen.
Auch die Untersuchungen zur Tatwaffe und den gefundenen Beweisen gingen weiter. Die Ermittler prüften, ob das gefundene Messer tatsächlich die Waffe war, mit der der Täter am Freitagabend die tödlichen Angriffe verübt hatte. Zudem wurden die sozialen Medien intensiv durchforstet, um mögliche Hinweise auf den Täter oder seine Motive zu finden. Polizeidirektor Thorsten Fleiß bestätigte, dass in den sozialen Netzwerken ein Video kursierte, das den Angriff dokumentieren könnte.
Am Samstagnachmittag meldete sich die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) über das Propaganda-Organ Amaq zu Wort und beanspruchte den Angriff in Solingen für sich. In einer Erklärung auf Telegram wurde behauptet, ein „Soldat des IS“ habe die Tat als Rache für Muslime in Palästina und anderen Teilen der Welt verübt. Diese Nachricht sorgte für weitere Beunruhigung in der Bevölkerung und stellte die Ermittler vor zusätzliche Herausforderungen.
In den späten Abendstunden konnte die Polizei den mutmaßlichen Täter festnehmen. „Der, den wir den ganzen Tag in Wirklichkeit gesucht haben, der ist seit kurzer Zeit bei uns im Gewahrsam“ gab Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) kurze Zeit später in den Tagesthemen der ARD bekannt. Der dringend tatverdächtige Mann befindet sich in Polizeigewahrsam. Reul betonte, dass es sich dabei um mehr als nur eine Vermutung handle; es seien konkrete Beweisstücke gefunden worden, auch wenn die genauen Details dazu vorerst nicht öffentlich gemacht wurden. Medienberichten zufolge stellte sich der Tatverdächtige einer Polizeistreife. Vom strömenden Regen durchnässt und noch blutbeschmiert ging er kurz nach 23 Uhr auf die Beamten zu und sagte: „Ich bin der, den ihr sucht …“. Er hatte sich offenbar seit der Tat in einem Hinterhof versteckt. Bislang war er den Sicherheitsbehörden nicht als islamistischer Extremist aufgefallen, wie auch durch Informationen des Spiegels und der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigt wurde.
Sonntag
Am Sonntagmorgen fand in der evangelischen Stadtkirche von Solingen ein ökumenischer Trauergottesdienst statt, bei dem zahlreiche Bürger der Stadt sowie Vertreter der örtlichen Politik und der Kirchen anwesend waren. Der Gottesdienst begann um 10 Uhr und bot einen geschützten Raum für alle, die um die Opfer trauern wollten. Stadtdechant Michael Mohr betonte in seiner Ansprache die Wichtigkeit von Zusammenhalt und Mitgefühl in Zeiten des Schmerzes und der Unsicherheit. Die Nähe der Kirche zum Tatort, nur wenige hundert Meter entfernt, verlieh der Veranstaltung eine besonders ergreifende Atmosphäre. Während der Zeremonie wurden Kerzen für die Verstorbenen entzündet und Gebete für die Verletzten gesprochen.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst betonte erneut, dass der Anschlag ein gezielter Angriff auf die Freiheit und Sicherheit in Deutschland gewesen sei. Er forderte eine verstärkte Überwachung potenzieller Gefährder und sprach sich für eine Verschärfung der Sicherheitsgesetze aus.
Der Verdächtige, dessen Identität mittlerweile von den Behörden bestätigt wurde, hatte sich offenbar radikalisiert und sich bereits vor dem Anschlag der Ideologie der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) verschrieben. Laut Angaben der Bundesanwaltschaft war der Mann in der Vergangenheit mehrfach auffällig geworden. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, und 2023 sollte er nach Bulgarien abgeschoben werden. Diese Abschiebung scheiterte jedoch, und der Mann tauchte für mehrere Monate unter. Erst nachdem er sich erneut bei den Behörden gemeldet hatte, wurde er in einer Flüchtlingsunterkunft in Solingen untergebracht. In seinem Zimmer fanden die Ermittler später die Hülle des Messers, das er bei dem Angriff verwendet hatte.
Die Bundesanwaltschaft hat inzwischen die Ermittlungen übernommen und prüft, inwieweit der Verdächtige in die Strukturen des IS eingebunden war. Er soll in Deir al-Sor, einer Hochburg islamistischer Gruppen in Syrien, geboren sein und Ende 2022 nach Deutschland eingereist sein. Nach seiner Ankunft stellte er in Bielefeld einen Asylantrag, erhielt jedoch nur subsidiären Schutz, da ihm in seinem Herkunftsland ernste Gefahr drohte, obwohl er nicht als Flüchtling anerkannt wurde. Zwei Tage nach dem Angriff, wurde der Verdächtige von einem Spezialkommando der Polizei nach Karlsruhe gebracht, wo er einem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) vorgeführt wurde. Der Richter erließ Haftbefehl wegen des dringenden Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und wegen Mordes. Die Bundesanwaltschaft vermutet, dass der Mann den Angriff aus radikal-islamistischen Motiven begangen hat, um möglichst viele Menschen, die er als „Ungläubige“ ansah, zu töten.
Der Fall hat auch politische Diskussionen ausgelöst, insbesondere über den Umgang mit radikalisierten Asylbewerbern und die Frage der Abschiebung. Mehrere Politiker haben bereits schärfere Maßnahmen gefordert, um ähnliche Taten in Zukunft zu verhindern. Während die Ermittlungen weiterlaufen, bleibt die Frage, wie der Verdächtige trotz seiner bekannten extremistischen Neigungen und der gescheiterten Abschiebung unbehelligt leben und schließlich diesen Angriff verüben konnte, im Raum stehen. Angriff verüben konnte, im Raum stehen.
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