© Polizei Wuppertal

Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hat am Sonntagabend in Remscheid einen der größten mutmaßlichen Kriegswaffenhändler Nordrhein-Westfalens festgenommen. Im Visier der Ermittler stand der 59-jährige Werkstattbetreiber Konstantin I., ein gebürtiger Kasache, der laut Staatsanwaltschaft gemeinsam mit Komplizen ein europaweites Netzwerk illegalen Waffenhandels aufgebaut haben soll. Bei einer koordinierten Großrazzia durchsuchten rund 200 Einsatzkräfte zeitgleich elf Objekte in Remscheid, Hamm und Borxleben in Thüringen. Unterstützt wurde der Einsatz von Europol und der Bundespolizei.

Der Zugriff auf den Hauptverdächtigen erfolgte spektakulär auf der Autobahn A1: SEK-Beamte stoppten ihn an der Ausfahrt Remscheid, nachdem sie ihn bereits ab der polnischen Grenze verfolgt hatten. Im Fahrzeug befanden sich neben Konstantin I. auch sein Enkel und ein Bekannter. Parallel stürmten Kräfte mehrere Wohnungen und eine Autowerkstatt in Remscheid, die nach außen lediglich als „Spezialwerkstatt“ firmierte.

Dort entdeckten die Ermittler zunächst Datenträger und mehrere frei herumliegende Schusswaffen. Der wahre Fund lag jedoch in einem angrenzenden Wohnhaus: Hinter einer verborgenen Kellertür, die mit einer Kettensäge geöffnet werden musste, stießen die Beamten auf ein verborgenes Waffenlager von beispiellosem Ausmaß. Hunderte Kriegswaffen, darunter Maschinenpistolen, Panzerfäuste, Handgranaten, Mörser, Panzerminen und große Mengen Sprengstoff, wurden sichergestellt. Auch Drogen und Bargeld fanden sich in dem Raum, der nach Darstellung der Ermittler wie ein privates militärhistorisches Museum eingerichtet gewesen sei. Wegen der akuten Explosionsgefahr musste das Mehrfamilienhaus evakuiert und spezialisierte Einsatzkräfte der Bundespolizei hinzugezogen werden.

Die Ermittlungen reichen bis ins Frühjahr 2024 zurück. Damals erhielten verdeckte Ermittler erste Hinweise auf Waffengeschäfte, die über einen Kiosk in Remscheid angebahnt worden sein sollen. Bei Testkäufen im September erwarben sie unter anderem scharfe Waffen, darunter einen Revolver „Taurus Model 80“ und Maschinenpistolen des Typs „Skorpion“ sowie sowjetischer Bauart. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft bestand zu keinem Zeitpunkt Zweifel an der Einsatzfähigkeit der Waffen. Die Spur führte schließlich zu Konstantin I., der die Beschaffung und Lagerung übernommen haben soll, während ein Mittelsmann den Kontakt zu Kunden herstellte.

Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert sprach von einem der größten Funde von Kriegswaffen überhaupt in Nordrhein-Westfalen. Hinweise auf eine politisch-extremistische Motivation gebe es derzeit nicht; im Vordergrund sollen vielmehr finanzielle Interessen gestanden haben. Neben Konstantin I. wurden zwei weitere Hauptverdächtige im Alter von 34 und 37 Jahren festgenommen. Alle drei sitzen in Untersuchungshaft. Ihnen drohen mehrjährige Haftstrafen wegen gewerbsmäßigen Verstoßes gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz. Die Ermittlungen dauern an.

Von Matthi

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